Station F
Geschichte von „St. Marien“
Wie „St. Mariä Himmelfahrt“ entstand
Nach 1945 wuchs auch die Zahl der katholischen Gläubigen stark, eine zweite Kirche war erforderlich. Das 1950 verkündete Dogma der „leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel“ gab die Idee zum Gemeindenamen „St. Mariä Himmelfahrt“.
Kaplan Josef Willenbrink und der Kirchbauverein trieben das von Pfarrer Hartmann angeregte Projekt energisch voran und fanden sehr große Unterstützung in der Bevölkerung. Arbeitnehmer brachten jede Woche einen Stundenlohn ein, Arbeitgeber verdoppelten diesen Betrag. Landwirte trugen entsprechend ihrer Ackerfläche einen Obolus bei. Beamte und Selbstständige spendeten, auch mit Arbeitsleistung. Die Kirche erwarb das Grundstück im Tausch gegen Ackerland.
Die „neue Kirche“ entstand 1953/54 mit einer Fassade aus Ibbenbürener Sandstein und tragenden Säulen aus Anröchter Blaustein nach Planung des Architekten Hein A. Schäfer aus Coesfeld. Den Dachstuhl errichteten Gescheraner Zimmerleute unentgeltlich.
Josef Willenbrink wurde 1957 erster Pfarrer von „St. Marien“. Die neue Kirchengemeinde war über fünf Jahrzehnte ein wichtiger Faktor im Leben der Stadt.
Nach Vereinigung beider Gemeinden Ende 2004 musste eine Kirche aufgegeben werden. Das Gebäude von „St. Marien“ wurde Silvester 2010 profaniert.
Vom Kirchenbau zum Service-Wohnen im Marien-Quartier
Bistum und Kirchgemeinde fanden lange Zeit keine neue Nutzung für das Gebäude. Zahlreiche Vorschläge wurden untersucht, u.a. der Umbau zu einem Haus des Lernens, zum Stadtarchiv und zum Kolumbarium. Im „ St.-Franziskus-Zentrum zur Bewahrung der Schöpfung“ sollte ein Museum der Berkellandschaften entstehen. Keine Idee war tragfähig. Ein von 3927 Bürgern getragenes Bürgerbegehren für den Umbau zur städtischen Bücherei scheiterte vor dem Stadtrat und dem Verwaltungsgericht. 2012/13 stemmten sich viele Bürger in Mahnwachen gegen den drohenden Abriss, als dort ein Verbrauchermarkt errichtet werden sollte. Im Frühjahr 2013 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt: Ein wichtiger Wendepunkt.
Der auf Initiative des bischöflichen Generalvikars ausgelobte Investoren- und Architektenwettbewerb führte im Herbst 2014 zu einem konsensfähigen Konzept des Architekten Peter Bastian aus Münster. Die Kirchengemeinde brachte Gebäude und Grundstück in Erbpacht ein, im Turm entstand eine Kapelle. Im Stadtbild blieb die Kirchensilhouette erhalten. ECO.PLAN GmbH & Co. KG aus Coesfeld realisierte sämtliche Neu- und Umbauten. Aus dem ehemaligen Kirchenareal wurde das Marien-Quartier. Innovative fürsorgende Angebote für das Wohnen im Alter füllen seit 2018 auch das ehemalige Kirchengebäude mit neuem Leben.
Daten und Fakten Gescher in Daten und Fakten von 1950 bis 1984
1952 Inbetriebnahme einer zentralen Wasserversorgung im Ort Einweihung der evangelischen Kirche – Pfarrer ist Pastor Naumann.
1954 Einweihung der katholischen Pfarrkirche St.-Mariä-Himmelfahrt
1955 Eröffnung der evangelischen Volksschule (Albert-Schweitzer-Schule) an der Riete
1958 Absturz eines Düsenflugzeugs nördlich des Ortskerns – Gescher entgeht knapp einer Katastrophe.
1959 Realschul-Neubau – heute Von-Galen-Grundschule – eingeweiht Großbrand im Weißen Venn; Torfgewinnung in Hochmoor endet.
1960 Erste italienische Eisdiele an der Hauptstraße 35 (heutige Gaststätte Zur Kanne)
1961 Neueröffnung des umgebauten Freibades
1962 Der südliche Ortsteil erhält die offizielle Bezeichnung Hochmoor. Die Firma Ruthmann verlegt ihren Standort ins Gewerbegebiet nach Hochmoor.
1967 Fertigstellung des Heimathauses hinter dem alten Rathaus – Anfänge des späteren Museumshofes auf dem Braem („Up den Braem“), Gründung einer Tierklinik in Hochmoor
1969 Gescher erhält nach dem Zusammenschluss der sechs Amtsgemeinden Stadtrechte. Bürgermeister: Heinrich Hörnemann, Stadtdirektor:
Gerhard Willerding. Gescher erhält ein neues Wappen – zwei silberne Jagdhörner auf grünem Grund.
1970 Die örtliche Textilindustrie beginnt zu kriseln. Damit verbunden ist der Verlust zahlreicher Arbeitsplätze in den folgenden Jahren.
1974 Der letzte Personenzug hält am Bahnhof Gescher.
1975 Gescher wird Teil des neu gegründeten Kreises Borken. Fertigstellung des Schulzentrums am Borkener Damm
1976 Einweihung der St.-Stephanus-Kirche in Hochmoor Inbetriebnahme des Sportzentrums am Borkener Damm
1977 Beginn der Erdgasversorgung in Gescher
1980 Eröffnung eines Glockenmuseums an der Lindenstraße (ehemalige Polizeiwache)
1982/83 Verkehrsberuhigungsmaßnahmen im Stadtkern
1983 Das ehemalige Schulgebäude in Hochmoor wird Heimathaus.
1984 Die Bahnstrecke Gescher – Coesfeld wird für den Transport von Abraum aus dem Ruhrbergbau (Waschberge) für die Auffüllung von Dämmen der Autobahn A31 kurzzeitig reaktiviert.
Daten und Fakten Gescher in Daten und Fakten von 1985 bis 2020
1985 1.000 Jahre Pfarrgemeinde St. Pankratius
1986 Offizielle Aufhebung der Bahnstrecke Borken–Gescher–Coesfeld. Eröffnung eines Teilabschnitts der Autobahn A31 (Heiden–Gescher–Legden)
1989 Einweihung des neuen Rathauses am Marktplatz und Gestaltung der Freiflächen mit diversen künstlerischen Elementen („Spiel mit 6°“)
1990 7.500 Gescheraner protestieren erfolgreich gegen eine Restmülldeponie in Gescher-Estern.
1991 Inbetriebnahme der Umgehungsstraßen in Richtung Oeding und Stadtlohn
1999 Heiner Theßeling wird erster hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Gescher.
2004 Fusion der Kirchengemeinden St. Pankratius und St. Mariä Himmelfahrt
2010 Das erweiterte und sanierte Westfälische Glockenmuseum wird eröffnet. Die Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt wird profaniert.
2011 An „Alfers Mühle“ wird eine Wasserkraftanlage zur Stromversorgung für etwa 50 Haushalte in Betrieb genommen. Am Ahauser Damm entsteht ein neues Sportzentrum.
2012 Mahnwachen gegen den Abriss der ehemaligen Kirche St. Mariä Himmelfahrt. Hochmoor feiert sein 100-jähriges Bestehen. Die Gesamtschule Gescher wird gegründet und ersetzt ab 2013 sukzessive die bisherigen weiterführenden Schulen (Haupt- und Realschule). Einweihung der neuen Stadtbücherei St. Pankratius an der Eschstraße Die Sportvereine FSV Gescher und SV Gescher 08 fusionieren zum SV Gescher. Beginn der Bauarbeiten am IT-Campus, einem Zentrum für digitale Dienstleistungsunternehmen
2014 Die Stadt erhält einen Namenszusatz und heißt jetzt Glockenstadt Gescher. Bau des Marien-Quartiers, eines Projektes mitseniorengerechtem Wohnen. Dazu entstehen Neubauten und die denkmalgeschützte Marienkirche wird umgenutzt. Im Turm entsteht eine kleine Marienkapelle, diese wird 2017 geweiht.
2015 800 Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, Asien und Nordafrika erreichen Gescher; Suche nach ausreichenden Unterbringungsmöglichkeiten; starkes soziales Engagement in der Bevölkerung. Gründung der Bürgerstiftung in der Glockenstadt Gescher.
2016 Nach Starkregen überflutet Hochwasser der Berkel die Fabrikstraße und die Berkelaue.
2017 Verlegung erster Stolpersteine zur Erinnerung an deportierte jüdische Familien
2018 Hauptschule und Realschule schließen mit dem Abgang der letzten Absolventen
2019 Stadtfest zum 50. Jubiläum der Gründung der Stadt Gescher in Verbindung mit dem 1. Berkelfestival aller Flussanrainergemeinden
2020 Gescher zählt 17.250 Einwohner.