Station E
Herzlich willkommen in der Glockenstadt Gescher
Herzlich willkommen im Zentrum der Glockenstadt Gescher
In der Stadt Gescher leben einschließlich des südlichen Ortsteils Hochmoor circa 17.250 Mitbürger (Stand Mitte 2020). Die Stadt blickt zurück auf eine mehr als tausendjährige Geschichte. Das ehemals bescheidene Straßendorf war, besonders in den letzten 150 Jahren, vielfältigen Veränderungen unterworfen. Mit der Industrialisierung ist der Ort stark gewachsen und erhielt 1969 die Stadtrechte nach Angliederung der Umlandgemeinden Harwick, Tungerloh-Capellen und -Pröbsting sowie Estern und Büren. Bauten und Quartiere, aber auch Grünflächen, haben, teils mehrfach, Umwandlungen erfahren. Diese sind noch heute im Stadtbild ablesbar oder als Spuren erkennbar.
Zwei Wege - ein Projekt
Sie sind herzlich eingeladen, die Stadt auf dem Geschichtsweg Gescher und dem Planetenweg Gescher zu erkunden. Der Rundkurs wird durch Schilder markiert und verläuft über etwa sechs Kilometer von Haus Hall durch das innere Stadtgebiet mit dem Stadtpark bis zu dem nordöstlich angrenzenden Grüngürtel in der Berkelaue.
Geschichtsweg Gescher
An 15 markant gestalteten Stationen in Gescher und im Ortsteil Hochmoor sind jeweils drei Informationstafeln mit Texten und Bildern zur Orts- und Naturraumgeschichte angebracht. Alle Stationen stehen an interessanten Stellen im Stadtraum.
Zur Textilindustrie, zur Glockengießerkunst, zur Stadtentwicklung, zu markanten Bauten und zum gesellschaftlichen Leben werden Spuren der Stadtgeschichte aufgezeigt. Hier können Einheimische und Besucher Wissenswertes erfahren und wesentliche Eckpunkte der Stadtgeschichte kennenlernen. Wichtige Eckdaten sowie Schilderungen zu interessanten Personen und besonderen Vorkommnissen der Stadtgeschichte verdeutlichen prägende Zusammenhänge.
Planetenweg Gescher
Elf Stationen bilden ein Modell unseres Sonnensystems im Maßstab 1:1 Milliarde. Der Weg verläuft bis zur Station I im Berkeltal auf gemeinsamer Strecke mit dem Geschichtsweg und biegt dann an der Straße Auf dem Brink in Richtung Pankratiuskirche ab. Detaillierte Informationen zum Planetenweg erhalten Sie an der Station Sonne im Zentrum von Haus Hall.
Das (neue) Rathaus
Das (neue) Rathaus – Ergebnis eines langen Planungsprozesses
Das alte Rathaus an der Lindenstraße aus dem Jahre 1901, heute Heinrich-Hörnemann-Haus, erwies sich schon Mitte der 1960er Jahre für die damaligen Bedürfnisse einer kommunalen Verwaltung als deutlich zu klein. Mehrere öffentliche Gebäude im näheren Umfeld mussten daher für die Auslagerung diverser Verwaltungsteile genutzt werden.
1964 lobte die Stadt einen ersten Architekten-Wettbewerb (36 Teilnehmer) für ein neues Rathaus aus. Als Standort war das ehemalige Markt- und Festplatzareal hier an der Hofstraße vorgesehen. Das Ergebnis war aus verschiedenen Gründen (z.B. Finanzierbarkeit) nicht umsetzbar. Das Projekt wurde daher vorerst auf Eis gelegt.
1977 gab es einen neuen Versuch, das Problem zu lösen. Man entschloss sich zur Erstellung eines städtebaulichen Rahmenplanes. Wichtigstes Ergebnis war die Erkenntnis, dass der ehemalige Markplatz der absolut richtige Standort für ein zentral gelegenes neues Handels- und Dienstleistungszentrum sei - inklusive Rathausneubau.
1980 folgte ein weiteres Gutachten auf der Basis des vorliegenden Rahmenplanes. Der Siegerentwurf des Beckumer Architekten Harrendorf wurde jedoch wegen seiner Massigkeit später wieder verworfen. Man betraute das örtliche Fachbüro Bock, Schmidt und Partner mit einer reduzierten Alternativplanung.
Das Ergebnis bildete im Jahre 1985 die Grundlage für einen neuerlichen Rathauswettbewerb, an dem zehn Büros teilnahmen.
Das Rathaus wurde nach dem vom Braunschweiger Architekturbüro Kraemer, Sieverts und Partner gefertigten Siegerentwurf als Kernstück des neuen Dienstleistungszentrums realisiert und im Jahre 1989 feierlich eröffnet.
Um das Rathaus herum entwickelten sich in den Folgejahren - in Anlehnung an die vorliegenden Rahmenplanungen - umfangreiche Handels-, Dienstleistungs- und Wohnnutzungen in zeitgemäßer Architektur. Die Altgebäude südlich der Hofstraße mussten für diese Zentrumserweiterung allerdings komplett beseitigt werden.
2014/15 erfuhr das Quartier südlich der Hofstraße erneut eine grundsätzliche Veränderung. Das Areal mit der seit 2010 profanierten denkmalgeschützten katholischen Kirche St. Mariä Himmelfahrt wurde neu geordnet: Es entstand eine seniorengerechte Wohnanlage. Weiteres dazu finden Sie an der folgenden Station.
Kunst am und im Rathaus
Kunst am und im Rathaus
Der Neubau des Rathauses und die Gestaltung des umliegenden Stadtraumes boten die einmalige Gelegenheit, innen und außen künstlerische Akzente zu setzen.
Um dieses ambitionierte Ziel mit hoher Qualität zu erreichen, berief der Rat 1987 eine „Kunstkommission“ ein. Unter kompetenter Leitung von Dr. Bernhard Huskamp arbeiteten Sachverständige aus Kunst und Architektur mit Vertretern aus Rat und Verwaltung zusammen: Ein zum Teil sehr kontroverser Prozess – mit überraschenden Ergebnissen.
Bei der Außenraumgestaltung entschied sich der Rat für die Umsetzung der Idee des Schweizer Künstlers Andreas Straub mit dem Motto „Spiel mit 6°“.
Grundlage dafür ist der 6°-Winkel zwischen den Gebäudefronten des neuen Rathauses und der neuen Post (heute Caritaszentrum für Demenzkranke). Die Geometrie des Stadtraumes bildete den „roten Faden“ für die Kunstobjekte „Backsteinskulptur“ von Straub, „Lichtmasten-Allee“ sowie das „Leuchten-Karree“ des Niederländers Jan van Munster und „Würfelspiel“ der deutschen Künstler Balduin Romberg und Ekkehard Neumann.
Der Marktplatz vor dem Rathaus wurde zum Freiraum für viele Veranstaltungen: Prinzenproklamation und Start der Karnevalsumzüge, Schützenappelle, Feierabendmärkte im Sommer, Public Viewing Arena bei großen Sportereignissen. Zudem hoffen unverheiratete Jugendliche hier nach dem Fegen der Rathaustreppe freigeküsst zu werden.
Die Galerie im Rathaus
Auch im Innern des Rathauses sind deutliche Spuren der „Kunstkommission“ sichtbar. Der Rat beauftragte 1989 den italienischen Künstler Corrado Simeoni, auf der Wand zum Ratssaal ein 36 qm großes Bild mit dem vielsagenden Titel „Maskerade“ in Anlehnung an venezianische Maltechnik zu erstellen.
Das Gemälde führte bereits während seiner Entstehung zu einem kleinen „Kunstskandal“. Provozierende Darstellungsweisen des Künstlers wurden als „Schweinkram“ oder gar als „Narrenporno“ betitelt. Nach Berichten in zahlreichen Medien war das Projekt „in aller Munde“. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet, und auf Stadtführungen gehört das Werk zum absoluten Muss. Das Rathaus selbst ist Raum für Wechselausstellungen oder zur Präsentation von Dauerleihgaben hochkarätiger Künstler wie Rizzi, Alt, Simeoni, Penk und Balkenhol. Der Ratssaal gibt heute auch Raum für unterschiedlichste Kulturveranstaltungen, Konzerte, Lesungen und Empfänge. Das Rathaus ist damit ein echtes Haus der Bürgerschaft.